STUMMES ERBE.
QUEERFEMINISTISCHE BESTANDSPFLEGE
TABUISIERTER RÄUME


PEER REVIEWED EDITED VOLUME
DEADLINE: 15. DEZEMBER 2024


Dieser Call for Papers richtet sich an Personen, die sich mit Methoden der queerfeministischen Forschung, Planung und Aneignung von bestehenden Räumen beschäftigen. Wichtig ist uns in diesem Kontext eine nachhaltige Auseinandersetzung mit bestehender Architektur nicht nur als materielle Konservierung, sondern auch in ihrer historischen Bedeutung. Denn eine Hinwendung zum Bestand muss notwendigerweise mit einer Hinwendung zur Geschichte einhergehen, um diesen nicht auf seine physische Materialität zu reduzieren. Mit „Geschichte“ ist hier aber nicht nur die Summe der Daten in Archivbeständen, Bauplänen oder anderen Bild- und Schriftquellen gemeint, sondern vielmehr eine inklusive Betrachtung möglichst vieler Bedeutungsschichten. Zeitgemäße Architektur ist nur so zukunftsfähig, wie sie vergangenheitsbewusst ist. Daher muss für uns eine bestandssensible Entwurfsarbeit stets transdisziplinär ausgerichtet sein – auch, um die Genieerzählungen des Kanons nicht zu reproduzieren. Wir begrüßen Beiträge, die die Potentiale einer queerfeministischen Baukultur architekturhistorisch ausloten und danach fragen, wie antihegemoniale Geschichtsschreibungen, Entwurfspraxen und Wissensproduktionen (Haraway 1988; Ahmed 2017) Bestandspflege als queerfeministische Care-Arbeit konturieren können. Wir berücksichtigen hierfür eine große Bandbreite unsichtbarer und aktiv übersehener, gesellschaftlich tabuisierter und schambehafteter Räume, die durch historische, patriarchale Machtstrukturen stumm bleiben.
Willkommen sind inter- und transdisziplinäre Beiträge aus verschiedenen Fachrichtungen, darunter Architekturentwurf oder -theorie, Denkmalpflege, Kunst- und Architekturgeschichte, aber auch Soziologie, Politikwissenschaft, Antropologie usw., die neue Einsichten in den queerfeministischen Umgang mit bestehenden Räumen liefern und/oder das vorherrschende Bild des genialen Architekten hinterfragen. Hierzu möchten wir vergessene oder übersehene Werke und Netzwerke marginalisierter Gruppen sichtbar machen und bestehende Architektur wie auch den zukünftigen Umgang mit ihr intersektional analysieren. Dabei suchen wir Beiträge, die methodisch innovative Perspektiven aufzeigen, wie nicht nur individuelle Phänomene sichtbar gemacht werden

können, sondern auf einer strukturellen Ebene angesetzt und alternative Werkzeuge für den Umgang mit dem Bestand entwickelt werden können.
Es ist uns ein besonderes Anliegen, ein neues, an bestehende Architekturforschung anknüpfendes Instrumentarium zu entwickeln, das dennoch eine Alternative zu den tradierten Werkzeugen des Kanons bietet (Lorde 1984; Bonnevier 2007).

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