Denkmalschutzjahr 1975

Als 1963 im Europarat das EDMSJ 1975 mit dem Memorandum Regional Planning and the Preservation and Development of Ancient Buildings and Historical and Artistic Sites des österreichischen Mitglieds Ludwig Weiss seinen Anfang nahm, folgte eine einzigartige langfristige und öffentliche Kampagne für die Erhaltung des historischen Bauerbes. 1972 rief der Europarat das EDMSJ 1975 aus. Es wurde ein Committee on Monuments and Sites gegründet, dessen Angehörige und Korrespondierende sich im Wesentlichen aus Mitgliedern des ICOMOS rekrutierten, darunter Raymond Lemaire, der damalige Generalsekretär und 1975 Präsident. Zweiter Vizepräsident war Alfred A. Schmid, Ordinarius für Kunstgeschichte an der Universität Fribourg, der 1963 das Präsidium der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege übernommen hatte. Der Eröffnungskongress des EDMSJ 1975 fand im Jahr 1973 in Zürich statt. Beim Abschusskongress des EDMSJ 1975 in Amsterdam fungierte Schmid als Generalberichterstatter.


Dort hatten die Vertreter:innen des ICOMOS Suisse rund um Sibylle Heussers Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) einen aufsehenerregenden Auftritt. In der Bundesrepublik Deutschland wurde das EDMSJ am 20. Januar 1975 im Rheinischen Landesmuseum in Bonn eröffnet. Dort gab es eine Ausstellung zu den europäischen Modellstädten Alsfeld, Berlin, Rothenburg, Trier, Xanten sowie den deutschen Modellstädten Bamberg, Lübeck und Regensburg zu sehen. Ihr Konzept erarbeitete Michael Petzet, später Präsident von ICOMOS Deutschland und ICOMOS International. Die Ausstellung und der begleitende Katalog waren wichtige Vermittlungsformate, um die Öffentlichkeit für die Belange der Denkmalpflege zu interessieren. In der Schweiz tourte neben vielen anderen Aktivitäten und Anlässen die Ausstellung Das Ortsbild – Denkmal und Lebensraum. Es wurden zehn Filme gedreht und Unterrichtsmaterialien für Schulen und Leitfäden der Denkmalpflege publiziert. Vier Gemeinden führten Réalisations exemplaires der Ortsbildpflege durch, zwölf Gemeinden wurden vom Europarat für ihre Leistungen im EDMSJ 1975 ausgezeichnet, und der Schweizer Heimatschutz begann schon 1972 mit der Verleihung des Wakker-Preises für besondere Leistungen in der Ortsbild- und Siedlungsentwicklung. Hans Erni schuf das Plakat für das vielfältige, auf verschiedene Zielgruppen abgestimmte Vermittlungsprogramm des schweizerischen Beitrags. An solche Leistungen will die Arbeitsgruppe in kritischer Weise anknüpfen.